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Chef-und-Assistenz

Die Sache mit den Referenzen: Wenn Chemie über Kompetenz entscheidet

Letzten Monat fragte mich ein Mandant, ob ich über eine Assistenz, die im Prozess vorne lag, noch eine mündliche Referenz einholen könne. An dieser Stelle hatte ich dann ziemlichen Gesprächsbedarf. Warum? Weil hier nicht nur die Fähigkeiten zählen, sondern vor allem die Chemie entscheidend ist. 🤝

Stellen Sie sich vor, eine Assistenz und der oder die Vorgesetzte – ein Team, das kaum enger zusammenarbeiten könnte. Hier muss nicht nur das Fachwissen stimmen, sondern auch und vor allem der „personal fit“. Die Fähigkeit, die Bedürfnisse des anderen zu antizipieren, eine Harmonie, die man nicht wirklich messen, sondern nur fühlen kann. Hier wird’s heikel, wenn wir über mündliche Referenzen sprechen.

Nehmen wir an die besagte Assistenz war die rechte Hand von Herrn Müller, CEO eines größeren internationalen Unternehmens. Ihre Zusammenarbeit war geprägt von einer seltenen Harmonie – sie dachten in dieselbe Richtung, waren organisatorisch gleich unterwegs und hatten einen ähnlichen Sinn für Humor. Herr Müller war Makromanager, die Assistenz organisierte ihn komplett und er ließ es zu.

Und dann gab es die Zusammenarbeit mit Frau Schmidt, auch C-Level. Kompetent, effizient, aber irgendwie hat es persönlich nie so recht gefunkt. Vielleicht lag es am unterschiedlichen Kommunikationsstil, vielleicht daran, dass die Assistenz die Details gerne im Vorfeld plante, während Frau Schmidt spontan entschied, wenig Informationen rausgab und ein hohes Maß an Kontrolle mitbrachte.

Wenn Frau Schmidt nun nach ihrer Meinung gefragt wird, wie objektiv kann die Einschätzung sein? Und hat diese Zusammenarbeit mit Herrn Müller eine Aussagekraft in Bezug auf die Zusammenarbeit mit dem nächsten Vorgesetzten? Wie wahrscheinlich ist es, dass ein potenzieller neuer Chef, die Nuancen dieser besonderen Arbeitsbeziehung vollständig verstehen kann? 🤷‍♂️

Das Beispiel zeigt meiner Meinung nach, wie subjektiv und fehleranfällig Referenzen sein können. Sie hängen stark von persönlichen Eindrücken ab, die nicht immer fair oder repräsentativ sind. Die Chemie zwischen zwei Menschen kann wunderbar oder weniger gut sein – das sagt jedoch nichts über die fachliche Eignung aus, ganz besonders in einem neuen Team, unter neuen Bedingungen. Das sollte beim Einholen und Betrachten von Referenzen immer im Hinterkopf behalten werden.

Genau diese Aspekte besprach ich mit meinem Kunden. Die Referenz wurde dann nicht mehr eingeholt. Stattdessen gingen sie miteinander zum Mittagessen. Finde ich persönlich großartig, um sich bisschen besser kennenzulernen.

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